Der Pfälzische Merkur kümmert sich in seiner Berichterstattung
in herausragender Weise um das Geschehen vor Ort,
so auch um das Schicksal der alten Kapelle auf dem Kreuzberg.
( Die pdf-Datei gibt es HIER - rechte Maustaste !! )
Einige Beispiele :
Schotter wird bestimmt gebraucht
Visionen für die Kirche auf dem Kreuzberg
Eine rettende Idee für die Campus-Kapelle ?
Unverhoffte Bescherung für die Initiative
König Stanislaus wohnt auf dem Kreuzberg
Tolle Emotionen in der Campuskapelle
Ein Stück Campuskapelle in Afrika
Renovierung der Campuskapelle 2009 komplett
Erschienen:06.06.2001
Ein ganz leiser Gast im hektischen Alltag der Fachhochschule
Ein Pfarrer im Ruhestand studiert auf dem Campus nicht nur Betriebswirtschaft,
sondern auch die Menschen
Reiner Kerz ist ein Mann des Wortes und der Ruhe. Und wahrscheinlich einer der ungewöhnlichsten Studenten auf dem Zweibrücker Campus. Gemütlich schmaucht er sein Pfeifchen und blickt den schwadigen Wolken aus dem warmen Tabaköfchen gemütlich hinterher. Über Jahre war er evangelischer Pfarrer in der Pfalz, betreute Pfarreien in Großsteinhausen und Kaiserslautern, bis er krankheitsbedingt seinen Beruf aufgeben musste.
Nun studiert er auf dem Zweibrücker Campus, wobei das Fach für ihn nicht im Vordergrund steht. Seit 1998 ist er ordentlich eingeschrieben, studierte vier Semester Betriebs-Wirtschaft und seit jüngst Wirtschafts-Informatik.
Eigentlich könnte er auch unter den Studierenden sein, ohne sich ordentlich einzuschreiben, zumal das billiger wäre.
"Aber als Externer fehlt der Zugang zur Bibliothek und anderen Einrichtungen."
Mit dem Studierenden-Ausweis in der Tasche fühlt sich Reiner Kerz "als in der Gemeinde lebend statt nur als Gast" .
"Wir sind hier eine Gemeinde von 1600 Leuten mit Nöten und dem täglichen Bewusstsein, morgen wieder eine 'zwei' zu schreiben" , sagt Kerz tief in Gedanken und meint alle Studierenden.
Einen offiziellen Auftrag, um als bestellter Seelsorger für die Studierenden da zu sein, hat er nicht.
"Ich trage also kein Schild ,Ansprechpartner' um den Bauch und habe auch keine Sprechstunde" , erläutert der Pfarrer und Student.
Ein wenig ärgert er sich schon, dass die pfälzische Landeskirche ihm kein "Mandat" für die Fachhochschule erteilen wollte.
Er möchte einfach nur da sein, wenn jemand das Gespräch sucht - und das kommt an.
Täglich schiebt er sein Bücherbündel zur Fachhochschule und täglich sitzt er in den Vorlesungen und Übungen. Im Vergleich zu seinem Erst-Studium stellt er in Zweibrücken eine "höhere Geschwindigkeit" fest. Die Fachhochschule sei auf dem Weg, eine Lernfabrik mit vielfach verwendbaren Absolventen zu werden, meint der Pfarrer mit der ruhigen Stimme.
Und genau darum gehe es ihm:
"Es ist heute so wichtig geworden, einfach mal zuhören zu können."
Zeit sei kostbar unter den Studierenden.
Es fehle auf der einen Seite wegen mangelnder Zeit an "akademischer Freiheit" , um Fragen nach den Hintergründen zu stellen, und auf der anderen Seite bei vielen Studierenden, die den Abschluss vor Augen hätten, einfach "am Interesse an der Tiefe" .
Der ruhige Plauderton, mit dem Reiner Kerz spricht, hebt sich von den hektischen Stimmen auf dem Flur und dem Handygeklingel ab.
"Was ich hier mache, ist von der Landeskirche nicht abgesegnet" , betont er fast ein wenig traurig.
"Aber ich tue es trotzdem - ich bin ja hier."
Die Zeit, die Reiner Kerz jede Woche an der Zweibrücker Fachhochschule investiert, sieht er als persönliches Geschenk an.
"Ich habe mir kein Zeitlimit für's Studium gesetzt. Wenn einem die Existenz zurückgeschenkt wurde, geht man mit der Zeit plötzlich ganz anders um", sagt der Pfarrer, der die Zeit ganz anders sieht.
Langsamer eben.
Erschienen:06.12.2001
Schotter wird bestimmt gebraucht
Eines der markantesten Gebäude auf dem Kreuzberg ist die kleine Kirche. Lange war ihre Zukunft ungewiss. Ob aus dem Gebäude mit privatem Schotter wieder etwas wird, oder ob es zu Schotter wird, das untersuchen jetzt Studierende.
Es steht ein wenig einsam und verlassen herum, das kleine Kirchlein auf dem Zweibrücker Campus. Wind und Wetter trutzt die geduckt wirkende Kirche, deren bunte Fenstergläser mit Gittern und groben Holzplatten vor Vandalen geschützt werden. Während sich rundherum die Architektur sichtbar verändert hat, ist die Zukunft des ehemaligen Gotteshauses am FH-Kreisel ungewiss. Die Abrissbirne pendelt aber schon in bedrohlicher Nähe. Benutzt wird das Gebäude lange nicht mehr, einzig der Zahn der Zeit nagt hartnäckig und regelmäßig an Fundament, Wänden und Dach.
Nun soll aber Bewegung in die Angelegenheit kommen. In der vergangenen Woche werkelten angehende Bauingenieure der Fachhochschule Kaiserslautern im Rahmen einer Projektarbeit am alten Gemäuer, das etwa aus den späten 50er Jahren stammt. Baupläne gibt es keine mehr, ebenfalls unbekannt ist die tatsächliche Nutzung des Hauses. Der Gründungsbeauftragte der Zweibrücker Fachhochschule, Prof. Kurt Neumeier, hatte das Kirchlein bei zahlreichen Terminen immer als "etwas Besonderes", bezeichnet. Besonders darum, weil nie ganz klar war, was letztlich aus dem Haus werden könnte. Anfänglich solle daraus ein Seminarraum werden.
"Nach einer Überprüfung durch das Staatsbauamt war schnell klar, dass man rund 450000 Mark reinstecken müßte", erinnert sich Neumeier. "Man hätte überproportional viel Geld investieren müssen. Das wäre nicht zu vertreten gewesen." Der Seminarraum entstand darum an anderer Stelle, das Gebäude wurde zum Lagerraum für Rasenmäher und diverser Gerätschaften der Landschaftspflege. Die Studenten, die jetzt mit Computertechnik am Sockel der Kirche arbeiteten, untersuchen das Gebäude aber nur teilweise.....
Der Gründungsbeauftragte der Fachhochschule sieht das Gebäude ... nicht nur unter finanziellen Gesichtspunkten.
"Wenn man genau hinsieht, hat das Kirchlein aus Zweibrücker Sicht am Ende schon historische Bedeutung. Es ist das einzig markante Bauwerk, das vom ehemaligen Kreuzberg übrig geblieben ist", wirbt Neumeier für das Häuschen.
Anfragen zur Nutzung habe es schon einige gegeben: Von Glaubensgemeinschaften bis zum Rotlicht-Milieu seien Vertreter an der ehemaligen Kirche interessiert gewesen. Seitens der FH wäre man aber an einer FH-integrierten Lösung interessiert, sagt Neumeier. Interesse an den Räumen haben auf dem Campus beispielsweise die Studenten, die den Raum gerne für Sport und Kultur beanspruchen würden, erläutert Neumeier. "Aber wahrscheinlich wird die Kirche abgerissen, es sei denn, wir finden eine Lösung mit privaten Sponsoren und der Hilfe der Studierenden", meint der Gründungsbeauftragte. Die Studenten hätten schon mehrfach ihre Hilfe angeboten, um das Kirchlein zu renovieren. "Aber es wäre doch schön, wenn der markante Punkt erhalten werden könnte", hofft Neumeier. ...
Die ermittelten Ergebnisse der Bauingenieurs-Studenten werden nach Ausarbeitung der Dokumentation der Öffentlichkeit vorgestellt. Dann soll über den weiteren Fortgang entschieden werden.
Foto : Markus Frank
Erschienen:30.01.2002
Visionen für die Kirche auf dem Kreuzberg
Zur Berichterstattung über die Zukunft der kleinen Kirche auf dem Zweibrücker FH-Gelände, deren Bausubstanz zurzeit untersucht wird, erreichte uns ein Leserbrief :
Der Gründungsbeauftragte der Fachhochschule Zweibrücken, Professor Kurt Neumeier und der Vizepräsident Professor Uli Schell, ziehen offensichtlich am gleichen Strang. Beide bevorzugen angesichts der Alternativen zwischen Sanierung oder Abriss die erste Variante.
Gemeint ist die kleine ehemalige Kirche auf dem Gelände der Fachhhochschule in Zweibrücken. Sie ist nicht nur in ihrer baulichen Umgebung ein markantes Gebäude. Sie diente amerikanischen Streitkräften und ihren Familien mindestens bis Ende der 80er Jahre als Ort, das eigene Tun zu überdenken. Man sagt auch, es vor ihrem Gott zu verantworten, eben Gottesdienst zu feiern. Professor Neumeier hörte ich einmal sagen, sie sei für Zweibrücker Bürger eine Art Assoziationspunkt für den Kreuzberg. Jetzt aber wurde, in nicht unerheblichem Ausmaß, Geld sinnvoll investiert in die Bildung junger Menschen. Offensichtlich ist darum keines mehr da, um auch dieses wohl einzige markante Gebäude, das vom ehemaligen Kreuzberg übrig geblieben ist, aus Steuergeldern zu retten.
Warum eigentlich nicht? Fehlt vielleicht der echte politische Wille, weil es sich nur um eine ehemalige Kirche handelt? Indifferente Berührungsängste? Wissenschaft und Religion?
Eigentlich ist es jetzt einfach ein erhaltenswertes zeitgeschichtliches Gebäude für Zweibrücken, ein Zeichen eines Hochschulstandorts mit bestimmter Vergangenheit.
Seit Jahren geht in der Hochschullandschaft die Diskussion um das Profil der Einrichtungen um.
So könnte man vielleicht eines gewinnen: Nachdenken über eigenes Tun. In dem Gebäude lässt sich der ansatzweise stark verschulte Studienablauf durch einen Freiraum des Geistes bereichern, ganz im Sinne des alten universitären Studiums generale. Wie ist zu verantworten, was wir tun, in welcher Gesellschaft agieren wir, wo wohnen wir im Haus der Wissenschaften, wie bewähren sich unsere Absolventen in ihrer konkreten Praxis.
Auch zwangslose Außenkontakte, beispielsweise zu den häufig im Klosterhotel Hornbach tagenden Firmenvertretern, sind an einem solchen Ort denkbar. Hier können Ausbildung und Praxis studienbegleitend für Interessierte verzahnt werden. Die kontinuierliche Auseinandersetzung mit wirtschaftsethischen Fragen könnte Zweibrücker Studentinnen und Studenten profilieren als solche, die auch über den Tellerrand hinausblicken. All dies außerhalb der vom Lehrbetrieb vorbelasteten Gebäude, aber innerhalb der Fachhochschule.
Freiraum eben. Warum aber überhaupt? Weil an der Fachhochschule Menschen für verantwortungsvolle Leistungspositionen ausgebildet werden.
Da genügt es nicht, ein schmales Prüfungswissen stolz sein eigen zu nennen, von Klausur zu Klausur aufgebaut und dann mit dem Ordner weggestellt. Individueller Ausdruck des Gelernten mit schnellem Verfallsdatum ist gefragt. Persönlichkeit eben. Und die bildet sich am ehesten im herrschaftsfreien Diskurs aus, nach all den vielen Jahren des minimalistischen Paukens. Studentinnen und Studenten sind doch mit sich selbst identisch. Macht allein die testierte Hochschulreife den global und vernetzt denkenden Menschen? Die Pisa-Studie lässt grüßen. Auch die wird enorme Folgekosten haben, wenn die politisch Verantwortlichen sich wenigstens selbst noch ernstnehmen wollen.
Fazit: Eine Reha-Maßnahme ist gefordert. Nicht nur für den Totempfahl im Rosengarten, Hinterlassenschaft der Kanadier, sondern auch für die Kirche auf dem Kreuzberg.
Gilt vielleicht für beide Erinnerungen an vergangene Tage in Zweibrücken, was im Pfälzischen Merkur am 5. Dezember 2001 zum Thema Totem stand: ....darf niemals verpflanzt werden, weil sonst in diesem Fall böser Zauber auf die ganze Stadt Zweibrücken überginge?
Reiner Kerz , Pfarrer i.R. und Student
Erschienen:07.06.2002
Die Campus-Kapelle auf dem Zweibrücker Kreuzberg bleibt im Gespräch: Nachdem die Bestandsaufnahme der Bausubstanz des Gebäudes in der vergangenen Woche überraschend positiv ausgefallen war, genehmigt der "Aufbau-Ausschuss für die Standorte Zweibrücken und Pirmasens der Fachhochschule Kaiserslautern" dem Gotteshaus nun eine letzte Galgenfrist.
Das Gebäude, das in den 60er-Jahren von den amerikanischen Streitkräften gebaut wurde, ist aber nicht nur für die Bediensteten der Fachhochschule (FH) von Interesse. Sogar in der amerikanischen Zeitung Stars and Stripes wurde über den schlechten Zustand des Hauses berichtet. Aber obwohl das äußere Erscheinungsbild sehr marode ist, hatten drei Studenten des Bau-Ingenieur-Wesens der Fachhochschule Kaiserslautern festgestellt, dass sowohl das Fundament als auch das Dach noch in einem recht guten Zustand sind. ....
Für Gunter Kürble, den Vorsitzenden des Aufbau-Ausschusses, ist die Entscheidung die ,"beste Lösung", denn so besteht immer noch berechtigte Hoffnung auf eine Rettung der Kapelle.
Die Kapelle auf dem Kreuzberg ist im Besitz der Fachhochschule Zweibrücken, die dem Land angehört. Da das Land aufgrund der bekannt schlechten Finanzsituation aber keine Gelder für die Renovierung zur Verfügung stellen kann, ist es nun an der FH selber...
"Vielleicht", sinniert Gunter Kürble, "können wir die Kosten noch ein wenig herunterdrücken. Denn unter Umständen können wir bei einzelnen Positionen, die zur Renovierung nötig sind, noch Einsparungen machen".
Nur wenn die Deckung der Kosten gewährleistet ist, können die Arbeiten begonnen werden. Andernfalls droht der Kapelle der Abriss, für den das Staatsbauamt bereits 15000 Euro zurückgestellt hat.
Ein Kompromiss-Vorschlag liegt auch bereit: Er sieht den teilweisen Abriss des Gotteshauses vor, wobei die Eingangsfront erhalten bleiben soll. Mit einer Stahlkonstruktion soll die Form der Kapelle nachempfunden und mit Rankrosen bepflanzt werden. Außerdem hatte der Aufbau-Ausschuss vorgesehen, eventuell Schaukästen mit der Geschichte des Kreuzbergs aufzustellen.
Da dem Aufbau-Ausschuss die Erhaltung der Kapelle sehr am Herzen liegt, wurde am Mittwoch ein Arbeitskreis ins Leben gerufen, der die Möglichkeiten einer sponsorengestützten Renovierung prüfen soll. Ihm gehören Jens Kaufmann, Student der Informatik und Mikrosystem-Technik, und Pfarrer a. D. Reiner Kerz, BWL-Student, an. Außerdem haben sich die drei FH-Professoren Rainer Hofmann, Rolf Pohl und Helmut Reichling bereit erklärt, bei der Sponsorensuche zu helfen. Gleichzeitig werden sie sich aber auch Gedanken machen, wie man nach Abschluss der Renovierungsarbeiten die Kapelle nutzen kann. Eine Möglichkeit wäre, sie ihrem ursprünglichen Zweck nach einzusetzen. Außerdem wäre sie ein guter Rahmen für kulturelle Veranstaltungen. Helmut Reichling denkt an einen konkreten Termin: den 25. Juli, seinen 50. Geburtstag. Dann will er ein Konzept vorlegen, um die Kapelle zu erhalten. Er hatte schon im Vorfeld seine Fühler ausgestreckt und bereits die Zusage von Zweibrücker Architekten erhalten, ,"für Gottes Lohn" Renovierungspläne zu erstellen.
Erschienen:26.07.2002
Lang war die Schlange der Gratulanten aus Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Sie waren gekommen, um gestern mit Helmut Reichling seinen fünfzigsten Geburtstag zu feiern. Ganz bewusst hatte der Zweibrücker Unternehmer und Fachhochschul-Professor den Ort des Geschehens auf den Campus gelegt. Dort, vor der ehemaligen Militärkapelle der US-Amerikaner, konnte das Geburtstagskind sein Anliegen direkt demonstrieren. Gaben zu seinem Ehrentag sollten nämlich der Sanierung des Gebäudes dienen, das inzwischen in einem desolaten Zustand sein Dasein vor den schmucken Bauten der Fachhochschule fristet. Als letztes Gebäude, intern unter dem Buchstaben N behandelt, harre es seiner Vollendung, beschrieb Reichling in seiner Ansprache. Darin dankte er besonders dem Gründungsdekan Kurt Neumeier, durch dessen Initiative der Abriss vielfach verhindert wurde und daher auch das N rühre. Initiativ waren vor etwa zwei Wochen weitere Mitstreiter um Reichling und haben einen Verein zur Sanierung der Kapelle gegründet (wir berichteten). Unter dem Motto von Helmut Reichling, "Geht nicht, gibt's nicht!", solle dort in der Zukunft eine ethische, kulturelle und religiöse Begegnungsstätte entstehen. "Der Schlussstein für den Organismus der Fachhochschule ist als Symbol nicht nur zur Wissensvermittlung, sondern als ethisches Grundgerüst wichtiger Basiswerte notwendig", plädierte Reichling für die erste Campus-Kapelle an einer deutschen Hochschule. Gutachten der Bausubstanz waren positiv....
Erschienen:23.10.2002
Reiner Kerz als evangelischer Seelsorger beauftragt
Seit dem neuen Wintersemester 2002/03 gibt es am Fachhochschul (FH)-Standort Zweibrücken einen evangelischen Seelsorger.
Reiner Kerz, ein evangelischer Pfarrer, der seit vier Jahren selber Student an der FH ist, wird sich nun um die Belange und Probleme seiner Kommilitonen kümmern. Gemeinsam mit dem Gemeindereferenten Guido König von der Katholischen Hochschulgemeinde Kaiserslautern hat er es sich zum Ziel gesetzt, Studierende in besonderen Lebenssituationen zu begleiten und sich um sie zu kümmern. Dazu gehören neben den studienbedingten Prüfungsängsten auch generelle existenzielle Ängste und Probleme im Allgemeinen.
Reiner Kerz kann aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfen, denn er war ... lang als Pfarrer tätig und ist dabei mit den unterschiedlichsten Problemen konfrontiert worden. "Seelsorger ist ein gebräuchlicher alternativer Begriff für Pfarrer", erklärt Kerz.
"Im Zusammenhang mit meiner jetzigen Tätigkeit bedeutet es für mich aber weniger den Vorstand einer bestimmten Kirchengemeinde, der alle möglichen Leitungsaufgaben des Pfarramtes ausfüllt. Hier ist mit Seelsorger eher jemand gemeint, der auf spezielle Nöte einzelner Menschen eingehen soll und der sich Zeit nimmt. Ich möchte den Hilfesuchenden zuhören und gemeinsam mit dem Betroffenen nach Lösungen suchen."
Reiner Kerz wurde für diese verantwortungsvolle Aufgabe von der Evangelischen Kirche der Pfalz in Speyer beauftragt. Trotzdem ist die Hilfe nicht von einer bestimmten Konfession abhängig. Zugehörige aller Weltreligionen können sich an ihn wenden. Seine Maxime ist es, allen voraussetzungslos Gastfreundschaft zu gewähren. Dabei ist es Reiner Kerz genauso wie Guido König wichtig, dass der Mensch nicht vernachlässigt wird. Denn in einem Studium, das stark vom Fachwissen dominiert wird, dürfen die weniger berechen- und voraussehbaren Dimensionen des menschlichen Lebens nicht vergessen werden.
Den Gemeinschafts-Aspekt im Sinne des Zweibrücker Campus-Ideals wollen die Seelsorger durch Gemeindeabende pflegen, die vierzehntägig jeweils dienstags um 17.30 Uhr stattfinden. Neben einer einleitenden Meditation und einem gemeinsamen Abendessen werden diese Abende immer einem bestimmten Thema gewidmet sein.
Das Campus-Ideal in Zweibrücken ist die amerikanische Idee von jungen Menschen, die zugleich auf dem Campus studieren und leben. Es soll im Idealfall so sein, dass sich die Studierenden für ihre Freizeitaktivitäten gar nicht mehr vom Campus weg begeben müssen. Studentische Projekte werden angestrebt, die dann ihre Darstellung in der Öffentlichkeit finden sollen.
Zudem soll der Dialog zwischen ausländischen und deutschen Studierenden noch mehr gefördert werden. Einen Anfang hatte Guido König bereits mit seinem regelmäßig stattfindenden Eine-Welt-Verkauf auf dem Campus gemacht. Dort werden fair gehandelte Waren aus aller Welt verkauft.
Aber Reiner Kerz denkt noch weiter. Als Vorstandsmitglied des Vereins zur Rettung der Campus-Kapelle strebt er in der kleinen Kirche auf dem Kreuzberg eine internationale Begegnungsstätte an. Ein Kommunikations-Zentrum ist nicht nur sein Traum. Auch Guido König möchte sich an diesem Projekt beteiligen. Daher versuchen beide Seelsorger, Gespräche in Gang zu bringen, um das Projekt bei der eventuellen Fertigstellung der Kapelle nicht von Null beginnen zu müssen. Wir wollen zuerst die Gemeinde bauen und dann das Gemeindehaus, sind sich König und Kerz einig. ...
Foto: thomas-fuessler.de
Erschienen:12.05.2003
Eine rettende Idee für die Campus-Kapelle ?
Zweibrücken (mbr). Bedrohlich reckt sich die Baggerschaufel in Richtung der heruntergekommenen Kapelle auf dem Campus der Zweibrücker Fachhochschule (FH). Eine Gruppe von Demonstranten wirft sich mutig vor die schwere Baumaschine und stoppt durch ihren heldenhaften Einsatz den drohenden Abriss des umstrittenen Gebäudes auf dem Zweibrücker Kreuzberg. Dieses Szenario könnte durchaus einmal Wirklichkeit werden. Am Samstag, beim Tag der offenen Tür an der FH, war es allerdings nur eine Inszenierung des Initiativvereins zur Rettung der Campus-Kapelle.
Klare Absage an Abrisspläne
Ein Zeichen der Entschlossenheit sollte die Aktion sein, eine die klare Absage an alle Abrisspläne. "Wir werden versuchen, das Geld für eine erste Renovierungsphase aufzutreiben", erklärte der FH-Seelsorger und Kassenwart des Vereins, Pfarrer Reiner Kerz. Die erste Phase sei eine so genannte Sommernutzung, die schon mit 50000 Euro in die Tat umgesetzt werden könne. Dabei werde dann schon die Möglichkeit geschaffen, später so sanieren zu können, dass die Kapelle auch im Winter nutzbar sei. Allerdings nicht als Gotteshaus. Vielmehr soll die alte Kapelle nach den Vorstellungen des Vereins ein Ort des kulturellen Lebens werden. Ein Ort für Konzerte, Ausstellungen, Gespräche oder Foren. Besonders wichtig sei dabei die interkulturelle Ausrichtung, bekräftigte Kerz. An einem Stand vor der Kapelle konnten sich die Besucher des Tages der offenen Tür ausgiebig über die Pläne des Vereins informieren lassen. Der Ist-Zustand war vor Ort zu sehen. Denn auch die Türen der Kapelle waren weit geöffnet und offenbarten den jämmerlichen Zustand des Gemäuers.
Eine neue Perspektive zur Rettung der Kapelle bot am Samstag der Zweibrücker Beigeordnete Kurt Zahler. "Wir könnten die Kapelle mit einer vom Land und der Europäischen Union geförderten Qualifizierungsmaßnahme sanieren", schlug Zahler vor und erklärte, dass er schon über einem entsprechenden Konzept brüte. "Natürlich ist das jetzt noch nicht ganz ausgereift. Es wird aber schon bald Gespräche geben, die sich mit entsprechenden theorie- und praxisbegleitenden Maßnahmen, etwa für Aussiedler und langzeitarbeitslose Jugendliche, beschäftigen." Warum also ein solches Projekt nicht mit der Campus-Kapelle angehen? Mit seinem Vorstoß erntete der Zweibrücker Sozialdezernent viel Zustimmung unter den Kapellen-Rettern.
Erschienen:15.10.2003
Lernen für eine bessere Welt -Campus-Kapelle auf dem Weg zur Begegnungsstätte
Verlassen und etwas heruntergekommen steht sie da, die kleine Kapelle auf dem Campusgelände der Zweibrücker Fachhochschule. Ihre Blütezeit als Ort der religiösen Begegnung zwischen Amerikanern und Deutschen ist längst Vergangenheit. Nach dem Abzug der US-Truppen gab es keine Verwendung mehr für die Kapelle. Sie verfiel und schien zum Abriss bestimmt.
Ende 2002 bildete sich dann aber der Initiativ-Verein zur Rettung der Campuskapelle. Unter dem Vorsitz von Professor Helmut Reichling, hat sich der Verein zum Ziel gesetzt, aus dem verwahrlosten Gebäude im Stil einer spanisch-amerikanischen Kapelle wieder einen Ort der Begegnung zu machen. Multifunktionalität soll die Campus-Kapelle auszeichnen, insbesondere in dreierlei Hinsicht: Studentisches Arbeitszimmer, öffentlicher Raum und sakraler Ort.
Ein besonderer Augenmerk liegt auf der Bedeutung des studentischen Arbeitszimmers. Hier sollen in Zukunft Dinge gelehrt werden, die für die berufliche Zukunft zwar unerlässlich sind, wofür aber in den täglichen Vorlesungen einfach die Zeit fehlt.
In ihrer Funktion als öffentlicher Raum sind in der Kapelle Konzerte im Sinne von Kleinkunst, Ausstellungen und musische Geschichten vorstellbar. "Musikalisch Interessierte Studenten können die Kapelle dazu nutzen, ihre Musik zu pflegen", erklärte Hochschulseelsorger und Vereinsmitglied Reiner Kerz.
Schließlich wird die Kapelle ihrer ursprünglichen Bedeutung als sakraler Ort ebenfalls Rechnung tragen. Dazu gehören neben kirchlichen Amtshandlungen wie Hochzeit und Taufe auch wöchentliche Meditationen und Gottesdienste zu besonderen Anlässen.
Der erste Bauabschnitt soll über Spenden finanziert werden. Architekturstudenten der Fachhochschule Kaiserslautern haben innerhalb eines Projektes die Grundlagen geschaffen. Auf dieser Basis arbeiten nun zwei Architekten des Vereins zur Rettung der Campus-Kapelle ehrenamtlich weiter.
Erschienen:16.12.2003
Kein Stück Himmel..... aber ein Kunst-Stück Campus-Kapelle gab's zu kaufen
"2005 will ich in der Campus-Kapelle Weihnachten feiern!" Hochschulpfarrer Reiner Kerz formuliert klare Zielvorstellungen. Bis dahin soll das ehemalige US-amerikanische Gotteshaus im mexikanischen Stil auf dem Gelände der Zweibrücker Fachhochschule saniert sein. Um das benötigte Kapital ... zusammenzubekommen und mehr Bürger aufmerksam zu machen, veranstaltete der Verein zur Rettung der Campus-Kapelle am Samstag eine Ausstellung in der Karlskirche.
Studenten hatten auf Initiative des Vereinsvorsitzenden Helmut Reichling Bilder von der Kapelle im Computer gestaltet und zum Verkauf zur Verfügung gestellt. Darunter befanden sich ein Original-Kerz und ein Original-Reichling: Kerz projezierte den "Tankstelle" getauften Audimax in die Kapelle - als Symbol für den Charakter als Begegnungsstätte, den die Campus-Kapelle erhalten soll. Marketing-Professor Reichling ruft im Namen des Initiativvereins auf zum Erhalt der Zweibrücker Campus-Kapelle und gestaltete ein vielfach verwendbares Plakat als Werbekarte. Dazu gibt es "Kein Stück Himmel ... aber ein Stück Campus-Kapelle" - ein Mauerstück, verpackt in bunt kariertes Baumwolltuch.
Marsmensch im Nebel
Im ersten Ansturm vergriffen von den gut 30 Besuchern war eine Projektion der Heiligen Familie in die Campus-Kapelle, die jetzt zur Weihnachtszeit reißenden Absatz fand, unter den Käufern der frühere Dekan Martin Lugenbiehl. Auch die weiteren Gestaltungen sind sehenswert: Futuristisch, mit einer Art Marsmensch im Strudel des Andromeda-Nebels, provokant mit Texten wie "Gott ist tot - weg mit der Campuskapelle" und dem optimistischen Gegenstück "Gott nicht tot - erhaltet die Campus-Kapelle".
Mehr als Gewinnstreben gefragt
Besonders begeistert ist Kerz von einer roten Rose als Symbol für den Rosengarten und damit die Stadt Zweibrücken in der Campus-Kapelle. "Die ehemalige deutsch-amerikanische Kirche soll wieder ein Ort der Begegnung werden, an dem sich Menschen austauschen, an dem die soziale Kompetenz auf dem Campus neben dem Fachwissen und dem Streben nach materiellem Gewinn gefördert wird und an dem natürlich auch Sakramente wie Taufe und Ehe gespendet werden", betont Kerz. Als Ort der Kultur, Ort des Lernens, Ort des Gespräches zwischen den Kulturen, Ort der spirituellen Auseinandersetzung , Ort der Ruhe inmitten des FH-Betriebs sowie als Ort des Lernens für eine bessere Welt plant die Stiftung die Zukunft der verwahrlosten hispanisch-amerikanischen Kapelle.
"Die Campus-Kapelle ist ein Symbol dafür, dass die Ausbildung an der Fachhochschule Zweibrücken eine innere Haltung über die fachliche Bildung hinaus anstrebt: für andere da zu sein, zum Beispiel", betonte Vereinsvorsitzender Reichling in seiner Ansprache. Antworten auf die Fragen des Woher und Wohin lieferten nur die christlichen Werte.
Obwohl der Verein am Samstag weniger als 1000 Euro erlöste, steht der finanzielle Aspekt für Kerz an zweiter Stelle. "Wir wollten mit dieser Aktion vor allen Dingen mit anderen Menschen ins Gespräch kommen und das Bewusstsein für die Campus-Kapelle ins Bewusstsein rücken", betont der FH-Pfarrer. Gerade von den übrigen Pfarrämtern der Region, die er alle angeschrieben habe, habe er sich jedoch eine größere Unterstützung in Form von Bildern oder Präsenz erhofft. Begeistert war Kerz, weil die Galerie Beck in Homburg spontan einige Werke mit kirchlichen Bauten zur Verfügung stellte. Um noch bekannter zu werden, plant Kerz ... eine erneute Ausstellung, dann auf dem Campus.....
Erschienen:18.12.2003
Unverhoffte Bescherung für die Initiative zur Rettung der Campus-Kapelle - Ministerium gibt Geld für die Dachsanierung
Die ehemalige Militärkapelle stand kurz vor dem Abriss. Jetzt stellt das Wissenschaftsministerium 30000 Euro zur Verfügung, um das Dach zu sanieren und dringende Frostschutzmaßnahmen zu ergreifen.
Manche Wünsche gehen schneller in Erfüllung, als man denkt. Am Samstag hatte sich Hochschulseelsorger und Kassenwart der Initiative zur Rettung der Campuskapelle, Reiner Kerz, noch gewünscht, im Jahr 2005 dort Weihnachten feiern zu können (wir berichteten). Lange wurde über den Abriss der ehemaligen amerikanischen Militärkapelle im mexikanischen Stil diskutiert. Jetzt bewilligte das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur 30000 Euro für dringende Winterschutzmaßnahmen an dem maroden Bauwerk. "Das ist ein klares Zeichen dafür, dass das Land die Campuskapelle erhalten will. Sie ist gerettet", zeigt sich Professor Thomas Walter, der Vorsitzende des Aufbauausschusses der Fachhochschule, erleichtert und erfreut.
Deutliches Signal aus Mainz
"Das ist die schönste Weihnachtsüberraschung, die ich mir vorstellen kann." Professor Helmut Reichling ist begeistert. "Darüber freuen sich alle religiös ausgerichteten Studenten, unabhängig von ihrer Hautfarbe und der Religion, der sie angehören, ist sich der Vorsitzende der Initiative zur Rettung der Campuskapelle sicher". Zweibrückens künftiger Oberbürgermeister wertet die Entscheidung des Landes auch als ein positives Zeichen aus Mainz für die enge Verbundenheit mit der ehemaligen Herzogstadt und die Bereitschaft, die Konversion in Zweibrücken weiterhin zu fördern. Denn die Fachhochschule, die aus den ehemaligen Kasernengebäuden umgebaut wurde, ist das erfolgreichste Konversionsprojekt Zweibrückens. Dazu gehört auch die ehemalige amerikanische Militärkapelle im Zentrum der Fachhochschule, die bislang brach lag, weil sie keine Programmfläche darstellte. Jetzt ist sie vor dem Abriss gerettet und steht der Fachhochschule als so genanntes Gebäude N zur Verfügung.
"Der aus Mainz bereitgestellte Betrag genügt, um die dringlichsten Arbeiten wie die Sanierung des Daches und je nach Angebot einige Reparaturen am Mauerwerk vorzunehmen", erklärt Ulrich Schulz, Spartenleiter Hochbau beim Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) in Kaiserslautern, die ganz ähnlich wie ein Architekturbüro die Baumaßnahmen ausschreiben wird. Damit könne das Gebäude vor Frostschäden bewahrt und über den bevorstehenden Winter erhalten werden.
Der Aufbauausschuss selbst stellt Geld bereit, das für die Renovierung der Campuskapelle genutzt werden soll. "Über die neue Verwendung wird der Ausschuss Anfang des Jahres beschließen. Es sind unterschiedliche Modelle angedacht", berichtet Walter. In wie weit das Gebäude künftig als Seminarraum, Festsaal für kulturelle Veranstaltungen, für sakrale Zwecke und einfach als Begegnungsstätte für Studenten und Zweibrücker genutzt wird - darüber wird auch die Initiative zur Rettung der Campuskapelle mit entscheiden, zumal einige Personen beiden Gremien angehören.
Erschienen:12.10.2005
"König Stanislaus" wohnt ab sofort auch auf dem Zweibrücker Kreuzberg
Finissage zur Ausstellung "Kunst voll Wissenschaft"
Mit einer besonderen Feierlichkeit ging am vergangenen Freitag die wissenschaftliche Kunstausstellung "Kunst voll Wissenschaft" in der Campus-Kapelle zu Ende. Neben einer neuen Glocke schmücken ... zarte Rosen die kleine Kapelle.
Zweibrücken. Wer hätte gedacht, dass die frühere Kapelle der amerikanischen Streitkräfte auf dem Zweibrücker Kreuzberg noch einmal zu derart großen Ehren kommen würde? Dabei war es nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass die kleine Kapelle die großen Abrissarbeiten nach dem Weggang der Amerikaner überhaupt überlebt hat.
Am vergangenen Freitag ging die erste Ausstellung "Kunst voll Wissenschaft" in der frisch renovierten Campus-Kapelle zu Ende. "Finissage" hatten die Verantwortlichen, drei Künstlerinnen und drei FH-Professoren, diesen besonderen Tag getauft - ein Name, wie er passender nicht hätte sein können.
Denn die Jahre ihres kümmerlichen Daseins - die Kapelle glich lange Zeit einer heruntergekommenen Ruine - sollten an diesem Tag offiziell beendet sein. Oberbürgermeister Helmut Reichling hatte für die Campus-Kapelle eine Glocke gespendet... Ein feierlicher Moment, für den Hochschulseelsorger Reiner Kerz eine kleine Predigt vorbereitet hatte. Kerz erinnerte an den heiligen Christopherus, der auf der Glocke verewigt ist.
Auch die Zweibrücker Rosenexpertin Hanne Stauch hatte sich zur Feier des Tages etwas Besonderes einfallen lassen und ein halbes Dutzend Geschenke mitgebracht: Rosen, blaublütige Rosen mit Namen König Stanislaus. Erst im Juni konnte die edle Neuzüchtung im Zweibrücker Rosengarten feierlich getauft werden. Sie gilt als Symbol für die Verbundenheit von Zweibrücken, Nancy, Stockholm, Leszno in Polen - und ab sofort auch dem Zweibrücker Campus. Denn hier wird König Stanislaus in Zukunft ebenfalls zu Hause sein.
FH-Präsident Uli Schell, Konrad Wolf (Fachbereichsleiter Mikrosystemtechnik), MdB Fritz Presl, Hanne Stauch und Helmut Reichling pflanzten die sechs Rosenstöcke gemeinsam an ihren neuen Platz.
Konrad Wolf hatte übrigens seine ganze Festgesellschaft mitgebracht, mit der er an diesem Tag ebenfalls Großes zu feiern hatte: zehn Jahre Mikrosystemtechnik in Zweibrücken.
"Stanislaus wäre sicher begeistert", sagte Hanne Stauch, nachdem die zarten Rosenstöcke gepflanzt waren. "Er war ein großer Förderer der Jugend, der viel Wert auf die Ausbildung seiner Töchter gelegt hatte. Ihm würde es hier auf dem Zweibrücker Kreuzberg sicher gefallen."
Foto: thomas-fuessler.de
Erschienen:13.09.2006
Endlich hängt die neue Campus-Glocke an ihrem angestammten Platz. In neunstündiger Arbeit wurde sie von Bruno Franckhaus (Foto) und Gregory Schneider aus Straßburg nach oben gewuchtet, und samt Elektronik installiert. Jetzt läutet die von Zweibrückens Oberbürgermeister Helmut Reichling gestiftete und in Hornbach gegossene Glocke endlich wieder.
Foto: thomas-fuessler.de
Erschienen:09.11.2005
"Heute soll die Glocke werden, frisch Gesellen, seid zur Hand!", so dichtete Friedrich Schiller in dem bekannten "Lied von der Glocke". Und ganz ähnlich ging es auch den geistigen Vätern der Glocke auf dem Zweibrücker Kreuzberg. Über ein Jahrzehnt lang fehlte der Campuskapelle nämlich ein wichtiges "Requisit": die Glocke. Als die Amerikaner das ehemalige Kasernengelände verließen, wurde die Glocke der alten amerikanischen Kapelle nicht mehr gebraucht und verkauft.
Aber dem Hochschulseelsorger Reiner Kerz war die Glocke ein Herzensanliegen: "Auch wenn es nur eine Kapelle ist, aber jede Kirche braucht eine Glocke", befand der engagierte Seelsorger. Leider sind die klingenden Schmuckstücke nicht gerade billig. Doch bei dem Zweibrücker Oberbürgermeister Helmut Reichling fand Kerz nicht nur ein offenes Ohr für sein Anliegen, sondern auch einen Sponsor, der sich der guten Sache annehmen wollte - und ein wenig Glück (oder sollte man sagen: Schicksal?) war natürlich auch dabei:
Glockenguss im Juni
Denn ganz in der Nähe, in Hornbach, sollte im Juni dieses Jahres eine Glocke für die dortige katholische Kirche gegossen werden. Reiner Kerz nahm mit den Verantwortlichen vom Kloster Maria Laach - Bruder Michael Reuter leitet die dortige Glockengießerei, eine von insgesamt acht Gießereien in Deutschland - Kontakt auf, und fragte vorsichtig an, ob es vielleicht möglich sei, bei dieser Gelegenheit noch eine zweite Glocke zu gießen. Der katholische Klosterbruder und der evangelische Hochschulseelsorger kamen schnell überein, und beschlossen gleichzeitig, die Sache vorerst nicht "an die große Glocke zu hängen". Der Glockenguss geschah dann im Juni unter der Aufsicht von Bruder Michael Reuter. Hunderte Zuschauer verfolgten das spannende Ereignis (wir berichteten). Aber nur Bruder Michael und Reiner Kerz wußten, dass sozusagen "unter der Hand" noch eine zweite Glocke für die Campuskapelle gegossen wurde - und hatten klammheimlich ihren Spaß an der Aktion:
"Vielleicht sind Männer tatsächlich große Jungs, die gerne Streiche spielen", schmunzelte Kerz - selbst dann, wenn sie gestandene Kirchenmänner sind.
Schutzpatron Christophorus
Auf der Glocke ist übrigens auch ein Christophorusbild angebracht. "Im Spätmittelater herrschte der Volksglaube, dass demjenigen, der ein Christophorus-Bild ansieht, an diesem Tag kein Leid geschieht", erklärt Kerz. Der heilige Christophorus, dessen Name übersetzt "Christus-Träger" lautet, wird als Riese abgebildet, der mit dem Christuskind auf der Schulter durch einen Fluss watet. Die Legende besagt, dass er sich nur in den Dienst des Allerstärksten verdingen wollte. Nach langen Irrwegen, auf denen er sich sogar in den Dienst des Teufels begibt, rät ihm schließlich ein Einsiedler, zu einem großen Fluß zu gehen, und dort die Menschen auf seinem Rücken über das Wasser zu tragen. Eines Tages kommt ein Kind, dessen Gewicht den Riesen schier unter Wasser zu drücken droht: Er glaubt, die ganze Welt läge auf seinen Schultern. "Mehr als die Welt trägst du", erwidert das Kind, "nämlich auch den, der die Welt geschaffen hat und noch zusammenhält. Und ich bin der Christus, der auch dich trägt." Da wird Christophorus die Last wieder leicht. Christophorus gilt als der Schutzpatron der Kinder, der Reisenden und Pilger. "Seine Geschichte ist aber auch eine Geschichte vom Geprägtwerden und vom Getragensein. Sie erzählt von persönlicher Not und Rettung, von einem Lernweg, davon, dass Menschen an Aufgaben wachsen können, die sie zunächst als Belastung erleben - auch an der Fachhochschule", erklärt Reiner Kerz.
.... Auf dem Balken, an dem die Glocke befestigt ist, wurde eine Gedenktafel angebracht, auf der neben einem Dank an den Stifter eine Widmung eingeschrieben ist. Und hier kommt auch wieder der eingangs erwähnte Friedrich Schiller zu Wort: "Freude dieser Stadt bedeute, Friede sei ihr erst Geläute ..."
Foto: thomas-fuessler.de
Erschienen:11.10.2006
Über dem Campus läutet es wieder
Feierstunde zur offiziellen Indienststellung der Glocke der Campuskapelle
"Freude dieser Stadt bedeute, Friede sei ihr erst Geläute", lautet die Inschrift auf der Glocke, nach Friedrich Schiller.
Um Punkt 15 Uhr am letzten Donnerstag schallte es über den Kreuzberg, das erste "offizielle" Läuten der Glocke der Campuskapelle. Zwei Rosenstöcke vor der Kapelle werden an den Tag der "Indienststellung" erinnern.
Ein Ende war es und ein Anfang zugleich: Die Feierstunde zur "Indienststellung" der Glocke der Campuskapelle (wir berichteten) markierte das Ende einer langen Odyssee, die die Glocke hinter sich hatte. So war die Feierstunde auch ein später Triumph über die Widrigkeiten, die der Initiativverein zur Rettung der Campuskapelle überwinden musste, um das Gebäude überhaupt zu erhalten. FH-Präsident Professor Uli Schell erinnerte an den Abriss-Bagger, der bereits vor den Mauern des Kapellchens stand, und dann doch wieder unverrichteter Dinge abziehen musste, weil ein Hydraulik-Schlauch gerissen war - Zufall oder Fügung?
Künftig soll die Kapelle noch stärker als "Ort der Begegnung" (OB Helmut Reichling) genutzt werden. Veranstaltungen, Gottesdienste, auch Studentenhochzeiten oder Taufen könnten hier stattfinden, regte Reichling an.
Und für diesen neuen Abschnitt soll die Glocke auch ein Symbol des Anfangs sein. In Ermangelung eines Glockenstrangs, der entschieden stilvoller gewesen wäre, beschränkte sich die Handlung, mit der die Glocke zu ihrem ersten offiziellen Läuten gebracht wurde, auf einen simplen Knopfdruck. Reiner Kerz, evangelischer Hochschulseelsorger und treibende Kraft der "Aktion Glocke", überließ diesen Part dem Stifter und Zweibrücker OB Helmut Reichling und Susanne Egler, Assistentin an der FH.
Im Vorfeld hatte Kerz die Vorgeschichte der ursprünglich aus dem Kloster Maria Laach stammenden Glocke rekapituliert, den Guss im Kloster Hornbach, den Feinschliff in Straßburg, die Zwischenlagerung im Keller seines Hauses, schließlich die Aufhängung vor einem Monat.
Neben einer Inschrift nach Schiller trägt die Glocke auch das Bild des Heiligen Christophorus. Die Legende des "Christus-Trägers" und seine Botschaft, dass Menschen auch an Belastungen wachsen können, erzählte der katholische Hochschulseelsorger Guido König. "Der Volksglaube im Spätmittelalter sagte, wer ein Christophorus-Bild ansieht, dem geschieht am selben Tag kein Leid. Vielleicht wird vor Klausuren der Glockenturm dieser Kapelle einen regen Zuspruch der Studierenden erfahren ...", meinte er augenzwinkernd.
Als Erinnerung pflanzten die Zweibrücker Rosenfreunde zwei Rosenstöcke vor der Kapelle.
Fotos : Klaus Dieter Böckler
Erschienen:14.02.2007
Erinnerungen an die früheren Zeiten auf dem Kreuzberg
Zweibrücken. Wie sich die Zeiten ändern: Wer erkennt sie noch wieder, die Amerikastraße auf dem Kreuzberg? Dort, wo sich heute das Studierendensekretariat und die Dienstzimmer der Lehrkräfte, das Innovations- und Gründerzentrum ergoZ und die thinXXS Microtechnology AG befinden, da sah es früher etwas ungemütlicher aus.
Das ... Foto wurde dem Hochschulseelsorger Reiner Kerz von einem ehemaligen Angehörigen der amerikanischen Streitkräfte, David Ullian Larson, zur Verfügung gestellt und entstand im November 1964. Zusammen mit anderen Dokumenten soll es zum Tag des offenen Denkmals im September in der Campuskapelle zu sehen sein.
Wer sich mit alten Dokumenten und Erinnerungen von der Kreuzberg-Kaserne und besonders der Campuskapelle an der Ausstellung beteiligen möchte, kann sich schriftlich wenden an:
Reiner Kerz, Amerikastraße 1, 66482 Zweibrücken oder per E- Mail an KerzR@aol.com.
Erschienen:12.09.2007
Tolle Emotionen in der Campuskapelle
Verfasser:Von Merkur-Mitarbeiterin Katharina Ellrich
Tag des offenen Denkmals zieht auf dem Kreuzberg viele Besucher in seinen Bann
Mehr als 60 Besucher lauschten beim Tag des offenen Denkmals auf dem Kreuzberg dem Konzert des Gospelchors aus Mittelbach. Es war der Höhepunkt einer Ausstellung, die die Geschichte der kleinen Campuskapelle Revue passieren ließ.
Bildunterschrift : Die Campuskapelle platze am Sonntag aus allen Nähten. Foto: nel
Zweibrücken. Mitreißende, stimmungs- und gefühlvolle Lieder konnten die Besucher am "Tag des offenen Denkmals" bei dem Gospelkonzert in der Campuskapelle auf dem Zweibrücker Kreuzberg am Sonntagnachmittag erleben. Die bundesweite Aktion der Deutschen Stiftung Denkmalschutz unter dem Motto "Orte der Einkehr und des Gebets: Historische Sakralbauten" (wir berichteten) lud den ganzen Tag zur Ausstellung in drei Themenbereichen:
"Dokumentation zum Kreuzberg - Von der Kaserne zur Fachhochschule" "Reelle und virtuelle Impressionen der Campuskapelle" und "Nickfaces: Digitale Selbstdarstellungen" von und mit Studierenden des Fachs Digitale Medien. Der Schwerpunkt lag hierbei auf der Entstehungsgeschichte der Kapelle an sich, und ihrer Bedeutung als Begegnungsstätte und Ort der Ruhe und Besinnung.
Besinnlich, jedoch in mitreißender Hinsicht, wurde es ab 16 Uhr, als der Gospelchor, bestehend aus zwölf Mitgliedern, geleitet von Hans Hermann Bender, sein Können zum Besten gab. Ein Besuch des Konzertes war jede Minute wert. Vorgetragen wurden überwiegend englische Gospelsongs, hauptsächlich aus den 70er Jahren, aber auch noch ältere. Außerdem waren auch ein deutsches und ein afrikanisches Lied Teil der Aufführung.
Die Botschaft der Lieder, die größtenteils in den USA in schweren Zeiten der Sklaverei und Rassentrennung entstanden, war allen gemein. Ansprechend war auch die Tatsache, dass der Chorleiter Hans Hermann Bender zu den meisten Liedern inhaltliche und entstehungsgeschichtliche Erläuterungen abgab. Durch Gospellieder sollen die Menschen Jesus erleben, und spüren, dass Jesus für sie da ist und ihnen hilft. Diese Vermittlung scheint nicht besonders schwer, in Anbetracht dessen, dass diese Lieder sehr viele stimmungsvolle und glückliche Emotionen hervorrufen.
Auch für nichtgläubige Liebhaber begeisternder Musik war diese Darbietung empfehlenswert und durchaus unterhaltsam - erinnerte die Veranstaltung im positiven Sinne an den Film "Sister Act" - wie man an den mitklatschenden Besuchern, etwa 60 Stück an der Zahl, die nicht einmal alle in der Kapelle Platz fanden, erkennen konnte.
Erschienen:13.09.2007
Kulturbeflissene Esel
Die Campuskapelle auf dem Kreuzberg in Zweibrücken hat ihr Dornröschen-Dasein nach dem Abzug der US-Streitkräfte beendet, fand sogar beim jetzigen Tag des offenen Denkmals großes Interesse. Dass sich allerdings auch Esel für das mittlerweile denkmalgeschätzte Kirchlein interessierten, sorgte für Schmunzeln. Die Vierbeiner hatten es aber mehr auf das Grün vor der Kapelle abgesehen, wie das von Roswitha Chéret eingereichte Foto zeigt. Foto: pm
Erschienen:26.09.2007
Ein Stück Campuskapelle in Afrika
Edward Eduku aus Ghana ist fasziniert vom Zweibrücker Campus
Weit gereisten Besuch hat gestern die Hochschulgemeinde an der Fachhochschule begrüßt. Zu Gast war Edward Eduku, der an der Universität für Bergbau und Technologie in Tarkwa im Südwesten Ghanas arbeitet.
Bildunterschrift : Edward Eduku und Hochschulseelsorger Reiner Kerz gestern in der Zweibrücker Campuskapelle. Foto: PM/FH
Zweibrücken. Als Delegationsmitglied einer Besuchsgruppe, die sich auf Einladung der Evangelischen Kirche in der Pfalz aufhält, weilt Edward Eduku schon seit einiger Zeit in Deutschland. Die Ghanaer wollen sich hier über den Beitrag der Kirchen für den Kompetenzerwerb in einer globalisierten Welt informieren. Gestern nun war Edward Eduku zu Gast auf dem Zweibrücker Campus. Hochschulseelsorger Reiner Kerz führte Eduko, der von Pfarrer Eckart Emrich begleitet wurde, zu den die markantesten Orten der FH - darunter das Audimax, die Sternwarte, die Bibliothek, die Mensa, die Campuskapelle und der Kindergarten. Besonders beeindruckt aber war Edward Eduku - nicht zuletzt auch wegen seines Berufes - von den Werkstätten der Mikrosystemtechnik. Fachkundige Erläuterungen eines Mitarbeiters an der CNS-Fräsmaschine, die gerade Prototypen für studentische Projekte herstellte, faszinierten ihn.
Mikrosystemtechnik fasziniert
Kerz informierte den Gast im Anschluss über die gute Einbindung der Hochschulgemeinde in das studentische Leben, wo sie vor allem für die ausländischen Studierenden ein beliebtes Forum zum gegenseitigen Austausch bietet. Nachvollziehbar war für Edward Eduku, dass gerade die ausländischen Studierenden, die anders als ihre deutschen Kommilitonen nicht am Wochenende oder sogar täglich nach Hause können, für alle geselligen Angebote neben dem Studium dankbar sind. Dass durch die internationale Zusammensetzung der Hochschulgemeinde globale Kommunikation quasi beiläufig erfahrbar wird, beeindruckte den Ghanaer. Auch die gute räumliche Ausstattung der Hochschulgemeinde, durchaus keine Selbstverständlichkeit, wie Pfarrer Kerz besonders betonte, werde er sicher in Erinnerung behalten, sagte er.
Als sichtbares Zeichen der Erinnerung überreichte der Hochschulseelsorger beim gemeinsamen Besuch der Campuskapelle neben dem Logo der FH und einer handsignierten Grafik des Oberbürgermeisters ein historisches Mauerstück des Bauwerks vor der Renovierung. "Kein Stück Himmel - aber ein Stück Campuskapelle", so ist es beschriftet. Und so kam es, dass ab sofort die Zweibrücker FH auch in Ghana präsent sein wird. rk
Erschienen:10.11.2007
Die Erinnerung wach halten
Gedenkfeier zur Reichspogromnacht in der Zweibrücker Campuskapelle
Verfasser:Von Merkur-Mitarbeiter Fritz Schäfer
Bildunterschrift : Die Fotoausstellung "ÜberLeben" zeigt Fotos von Nazi-Opfern und gibt einen kurzen Abriss über ihr Schicksal. Foto: Thomas Füßler
Zur Schaffung einer "Gesellschaft ohne Angst vor der Zukunft" hat Oberbürgermeister Helmut Reichling bei der Gedenkfeier zur Reichspogromnacht aufgerufen. Niemand dürfe abgedrängt werden.
Zweibrücken. "Nur um zwei Ecken vom Elternhaus/stand damals - mir fremd - ein frommes Haus./Man hat dort gebetet - nach anderem Brauch,/ von unserem Fenster sah Qualm ich und Rauch", schilderte gestern Abend Karl Fischer seine Erinnerung an die Pogromnacht am 9. November 1938. Der seit vier Jahrzehnten in Zweibrücken lebende gebürtige Cottbuser beschloss mit einem gestern Nachmittag geschriebenen Gedicht die Gedenkfeier in der Campuskapelle der Fachhochschule.
Die Glocke der Kapelle läutete die Veranstaltung ein. "Es gab einmal eine Zeit da lebten die Menschen friedlich miteinander", begann Oberbürgermeister Helmut Reichling seine Rede. Doch dann hätte die Angst um sich gegriffen, diese Angst habe die Menschen "verrückt vor Angst gemacht", sagte der Oberbürgermeister den fast 30 Gästen. Dann sei der 9. November gekommen und Häuser, Wohnungen und die Synagoge seien zerstört worden. "Gerade hier in Zweibrücken."
Bei der Antwort, dass "man" nichts tun konnte, "widert" das Wort "man" den Oberbürgermeister an. Es müsste heißen "ich" oder "du" haben nichts getan. Denn es gebe auch in Zweibrücken Beispiele, dass Menschen etwas getan haben. Der Oberbürgermeister spürt auch heute wieder die Angst von Menschen abgedrängt zu werden. "Wir müssen es schaffen eine Gesellschaft ohne Angst vor der Zukunft zu schaffen."
Pfarrer Reiner Kerz von der Evangelischen Studentengemeinde appellierte daran, die Pogromnacht nicht zu vergessen. Das seien die Menschen den Opfern, Angehörigen und "uns selbst schuldig2. Aber das Erinnern müsse eingebunden sein in ein ständiges Bemühen für eine demokratische Gesellschaft und die Einhaltung der Menschenwürde. In der Innenstadt zogen rund 20 Teilnehmer an einer Veranstaltung der Partei "Die Linke" vom Bahnhof am ehemaligen Standort der Synagoge an der Ritterstraße vorbei zu einer Abschlussansprache auf dem Schlossplatz.
"ÜberLeben" heißt die Fotoausstellung gegen das Vergessen in der Campuskapelle. Die Ausstellung ist bis Donnerstag, 22. November geöffnet.
Erschienen:14.11.2007
Versöhnung durch Erinnerung
Eine Fotoausstellung in der Campuskapelle will gegen das Vergessen helfen
Porträts von Überlebenden des Konzentrationslagers Dachau zeigt eine Ausstellung, die vergangenen Donnerstag in der Zweibrücker Campuskapelle ihre Tore öffnete. Ein anderer Teil befasst sich mit dem Schicksal der jüdischen Bevölkerung in Zweibrücken.
Von Merkur-Mitarbeiter Peter Fromann
Bildunterschrift : Ein Blick in die Ausstellung in der Campuskapelle berührt. Foto: Peter Fromann
Zweibrücken. Jedes Jahr am 9. November gedenken die Deutschen der Untaten der Reichskristallnacht 1938, in der die schrecklichen Verbrechen der NS-Zeit öffentlich deutlich wurden. Das ist in Zweibrücken nicht anders. So fand in der Campuskapelle der Fachhochschule mit der Eröffnung einer Fotoausstellung über das Konzentrationslager Dachau und mit Bildern aus dem Buch "Zweibrücken unter dem Hakenkreuz" eine Gedenkfeier zur Reichspogromnacht statt.
"ÜberLeben" heißt das aktuelle Semesterthema der FH Kaiserslautern, dem sich Hochschulseelsorger Guido König und sein Kollege Reiner Kerz widmen. Der eine Teil der Ausstellung befasst sich mit Porträts von Überlebenden des Konzentrationslagers Dachau; der andere Teil mit dem Schicksal der jüdischen Bevölkerung in Zweibrücken, aufgearbeitet und niedergeschrieben im Jahre 2000 vom Arbeitskreis "Zweibrücken unter dem Hakenkreuz" der Volkshochschule Zweibrücken.
Eine Fotografie hob Reiner Kerz in seiner Rede besonders hervor, abgebildet auf dem Einladungsplakat: Eine brennende Synagoge und viele Menschen davor, die mit Händen in den Hosentaschen gelassen zuschauen. Keine Hand regt sich, um zu helfen! "In diesem Bild ist der tiefere Sinn dieser Ausstellung zu finden. Es erhebt sich die Frage: Wer von uns hätte zum Wassereimer gegriffen, um zu löschen?", sagt Reiner Kerz. Es gehe darum, die persönlichen Folgerungen aus den furchtbaren Verbrechen der NS-Zeit zu ziehen, betont der Pfarrer. "Es geht für jeden um die Bereitschaft zur Verteidigung der Demokratie heute und zu jeder Zeit, es geht um Toleranz und Ausländerfeindlichkeit und natürlich auch darum, Unverbesserlichen keine Chance zu geben", fügt er hinzu.
"Die Ausstellung will darüber hinaus deutlich machen, dass es immer um Einzelschicksale, um Menschen wie du und ich geht, die Opfer sind", erklärt der Zweibrücker Hochschulseelsorger. Das sei nicht Historie, abstrakt und anonym. Es werde nie nur Geschichte sein. Und es geschehe noch heute in vielen Teilen der Welt. "Versöhnung geschieht durch Erinnerung", hat Martin Buber gesagt. Wir dürfen nicht vergessen, das unterstreicht diese Ausstellung exemplarisch."
Die Ausstellung ist noch bis Donnerstag, 22. November, mittwochs und freitags von neun bis zwölf Uhr, donnerstags bis 16 Uhr geöffnet.
Erschienen : 04.11.2008
Renovierung der Campuskapelle 2009 komplettVor drei Jahren wurde die Kapelle auf dem Campus der Fachhochschule größtenteils renoviert. Das restliche Gebäude und eine Toilette stehen Anfang 2009 auf dem Plan.
Von Merkur-Mitarbeiter Fritz Schäfer
Reiner Kerz vor der Kapelle. Foto: Jörg Jacobi |
Beim Tag des offenen Denkmals im Jahr 2007 wurde die renovierte Kapelle auf dem Campus der Zweibrücker Fachhochschule vielen Besuchern gezeigt. Und vor einem Jahr wurde das Gebäude bei der Veranstaltung zur Erinnerung an die Pogromnacht für eine Ausstellung genutzt. "Doch sonst passiert nicht viel in der Kapelle", stellt Kerz im Gespräch mit dem Merkur fest. Es sei auch kein Wunder: Denn die Renovierung der früheren US-amerikanischen Kirche ist für den Seelsorger noch nicht abgeschlossen: Deshalb redet der Vorsitzende des Fördervereins zum Erhalt der Campuskapelle auch von einem "Baustillstand".
Außen sei die Kapelle renoviert und auch innen sei das Gebäude zum Teil erneuert. Dazu erhielt die im mexikanischen Baustil errichtete Kapelle vor zwei Jahren eine Glocke. Das teilerneuerte Gebäude müsste jetzt im dritten Winter geheizt werden, ohne das es genutzt wird, merkt Kerz an.
"Es ist schwer zu vermitteln, dass Hochschulmittel für Sanitäranlagen für das Gebäude ausgegeben werden", erklärt der Präsident der Fachhochschule Kaiserslautern, Professor Uli Schell, auf Nachfrage des Pfälzischen Merkur. "So schön das auch wäre." Deshalb würde sich der FH-Präsident wünschen, dass "von anderer Stelle" Geld käme. Dem Förderverein sei klar gewesen, dass man in ein Gebäude ohne Kanal- und Wasseranschluss schwer Sanitäranlagen installieren könne. Schell sieht auch die Problematik. Aber er kann sich vorstellen, dass bei bestimmten Veranstaltungen zum Beispiel die Toiletten anderer Gebäude genutzt werden können. Aber klar sei auch, dass "die FH nicht die ganze Nacht ihre Gebäude offen halten kann".